Dienstag, 28. Februar 2012

Sind Neutrinos schneller als Licht?

Frage: Wie kommt es zu dem Ergebnis am CERN, dass Neutrinos, wenn auch nur wenig, aber doch schneller als Licht sind? Von: Florian

Antwort: Neutrinos sind extrem leichte Elementarteilchen, dh. sie sind quasi masselos. Dadurch wird vermutet, dass sie sich fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegen können. Dazu gab es viele Experimente in der Vergangenheit, welche diese Voraussagen experimentell bestätigten (im Rahmen der Messgenauigkeit). Soweit, so gut. Das aktuelle OPERA-Experiment sorgte jedoch zuletzt für Aufsehen, weil es überlichtschnelle Neutrinos (cirka 60 Nanosekunden zu schnell am Ziel) gemessen hat, was im krassen Gegensatz zu bisherigen Resultaten stand. (Das Experiment wurde übrigens von LNGS (GranSasso, Italien) durchgeführt, das CERN hat nur die Neutrinos "produziert".) Da das OPERA-Experiment sehr genau arbeitete, war natürlich die Aufregung groß. Das OPERA-Experiment hat diese Resultate nun der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, damit ihre Arbeit kritisiert werden kann, um offensichtliche und nicht offensichtliche Fehler auszuschließen. (Der klassische Ansatz in der Wissenschaft). Inzwischen wurden einige systematische (z.b. Fehler in der Durchführung des Experiments) und statistische Fehlermöglichkeiten überprüft und korrigiert, aber am Ergebnis hat sich bis jetzt nicht viel geändert. Vor kurzem jedoch wurden einige mechanische Auffälligkeiten bekannt, deswegen werden die Experimente jetzt im Mai nochmal wiederholt. Dazu kann es zwei mögliche Ausgänge geben: 1) die 60 Nanosekunden waren zu pessimistisch, dh. Neutrinos können noch viel schneller sein! oder 2) der Effekt tritt nicht mehr auf. Ein Auftreten von 1) wäre natürlich eine Sensation. Einstein'sche Relativität schließt überlichtschnelle Teilchen nicht aus, aber das hätte natürlich sehr viele Auswirkungen auf das Ursache-Wirkung-Prinzip (Kausalität) in Inertialsystemen. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, die den Effekt erklären können (hypothetische Teilchen wie z.b. das Tachyon oder Extra-Dimensionen). Es bleibt auf jeden Fall spannend, und in ein paar Monaten
wissen wir mehr!

Beantwortet von Dipl. Ing. Mario Lassnig, Physik-Abteilung des ATLAS-Experimentes, Kernforschungszentrum CERN.

Montag, 27. Februar 2012

Stichflamme, wenn man mit Schnee eine Flamme löscht?

Frage: Warum gibt es eine Stichflamme, wenn ich mit Schnee, eine schon länger brennende Flamme, bei einem Teelicht, lösche (Wachs schon flüssig). Ist das so wie brennendes Öl oder Fett mit Wasser löschen? Von: Alexander

Antwort: In diesem Falle ist es so wie mit Wasser in heißem Öl: die Wassertröpfchen (Schnee, der in der Flamme bzw. im heissen Wachs sofort schmilzt) verdampfen im heißen Wachs schlagartig, der Wasserdampf seinerseits reißt heißes Wachs mit in die Flamme hoch, welches durch die gute und feine Verteilung stichflammenförmig verbrennt.

Beantwortet von Ao. Univ.-Prof. Dr. phil. Norbert Klempier, Professor am Institut für Organische Chemie an TU Graz.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Wieso reagiert Natrium mit Wasser?

Frage: Wieso reagiert Natrium so stark mit Wasser? Von: Martin


Antwort: Natrium ist ein sehr unedles Metall. Dies ergibt sich aus der Stellung im Periodensystem der chemischen Elemente. Natrium steht in der ersten Hauptgruppe, ist also ein Alkalimetall. Atome und Ionen sind in der Edelgas-Konfiguration (mit 8 Aussenelektronen) am stabilsten. Die Alkalimetalle erreichen dies durch Abgabe eines Elektrons. Die Ionisierungsenergie ist bei diesen Elementen sehr gering und sie besitzen sehr kleine Elektronegativitäten.
Die Natriumatome haben eine grosse Tendenz Elektronen abzugeben, wobei sie oxidiert werden. Als Oxidationsmittel kann auch Wasser dienen (wobei die die Hydronium-Ionen im Wasser reagieren). H+-Ionen werden dabei zu elementarem Wasserstoff (H2) reduziert, Natrium zu Na+-Ionen oxidiert. Das Metall löst sich auf. Da sich auf der Metalloberfläche keine schützende Oxidschicht bilden kann (wie z.B. bei Aluminium), läuft die Reaktion vollständig ab.
Die Redox-Reaktion (also die Kombination aus einem Reduktions- und einem Oxidationsprozess) ist stark exotherm, es wird also viel Energie in Form von Wärme frei.


Dr. Axel Schunk hat diese Frage ebenfalls bereits für die Initiavte "Wissenschaft im Dialog" beantwortet. Link: www.wissenschaft-im-dialog.de 

Beantwortet von Dr. Axel Schunk, Computer-Chemie-Centrum, Friedrich Alexander Uni Erlangen-Nürnberg.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Kann sich ein Tier selbst klonen?

Frage: Wie kann es funktionieren das sich ein Tier selbst klont? Ich hab in einem Zeitungsartikel gelesen, dass man einen Gecko gefunden hat der das kann! Stimmt es das man versucht Urzeittiere, wie z.B. das Mammut, rückzuklonen? Von: Martin

Antwort: 1. Einige Spezies können sich vermehren, ohne dass zwei verschiedene Geschlechter dafür benötigt werden, dieser Parthenogenese genannte Vorgang führt zu identischen Nachkommen, also Klonen.
(Der Begriff Klonen kommt aus dem Griechischen "clonos" und bedeutet Zweig oder Ast, beinhaltet also eine Vermehrung durch Sprossung, wie im Pflanzenbereich weit verbreitet; heute wird unter Klonen meist eine Gruppe genetisch identischer Tiere verstanden.)

2. Wiederum einige Spezies (bestimmte Gürteltiere) können natürlicherweise bis zu 10 genetisch identische Nachkommen (Klone) produzieren.

3. Das biotechnische Klonen gibt es seit Mitte der 1980er Jahre und beinhaltet die Übertragung einer ganzen Zelle in eine entkernte unbefruchtete Einzelle. Wenn man die Spenderzellen alle aus einer Herkunft nimmt, kann man auf diese Wiese Klone erzeugen. Durch den Klonprozess im Labor entsteht ein Embryo, der dann auf ein Empfängertier übertragen werden muss.

4.  Man versucht z.B. das Mammut zu klonen. Voraussetzung dafür ist: das Vorhandensein intakter Zellen (mit intakter Erbsubstanz) vom Mammut, Eizellen vom Mammut und ein Empfängertier (ein weibliches Mammut).  Die Verwendung von Eizellen oder Empfängertieren anderer nah verwandter Spezies wird wohl nicht gehen. Die Voraussetzungen für das "Wiederauferstehen lassen" des Mammut sind also nicht gegeben. Es handelt sich dabei um Sensationsmeldungen, ohne echten Hintergrund.

Beantwortet von Prof. Dr. Heiner Niemann, Institut für Nutztiergenetik, Friedrich-Loeffler-Institut.

Montag, 20. Februar 2012

Expandiert das Universium oder nicht?

Frage: Wenn ich in das Universum hinaus Blicke, so blicke ich zugleich in die Vergangenheit. Könnte ich nur weit genug blicken, sähe ich zurück bis zum Anfang der Zeit, EGAL IN WELCHE RICHTUNG ich schaue, ich bin eingehüllt von dem Moment des Urknalls ringsherum. Der Mittelpunkt ist der Umfang... Warum behauptet die moderne Physik dennoch, das Universum expandiere?

Antwort: Ab etwa 1915 entdeckte man aufgrund der Bewegung der Galaxien die Expansion des Universums: Wenn das Universum heute expandiert, bedeutet das, dass früher alle Teile des Universums näher zusammen waren. Extrapoliert man diesen Prozess in die Vergangenheit, kommt man zu einer Phase, in der alle Materie in einem sehr kleinen Bereich vereinigt war – dem Anfang des Universums. Die Zeitspanne von heute zurück bis zu dieser Phase gibt das Alter des Universums an. Und das sind nach unseren heutigen kosmologischen Modellen etwa 13,7 Milliarden Jahre. Wollen wir im Universum alte Dinge sehen, müssen wir sehr weit entfernte Dinge betrachten. Die Lichtteilchen, Photonen genannt, breiten sich mit einer endlichen Geschwindigkeit, der Lichtgeschwindigkeit von 299.793 km/s, aus. Sie sind umso länger zu uns unterwegs, je weiter weg von uns sie entstanden sind. Doch wo liegt der universelle Horizont – die älteste und fernste für uns sichtbare Lichtquelle? Etwa 300.000 Jahre nach dem Urknall, als das Universum sich genug abkühlte und ausdünnte wurde es erstmals transparent. Diese ältesten Lichtteilchen der sogenannten kosmischen Hintergrundstrahlung, also dem Nachleuchten des Urknalls, sind 13,7 Milliarden Jahre unterwegs! Und wie weit schauen wir dabei hinaus?  Da sich nach der Relativitätstheorie kein Signal schneller als Licht ausbreiten kann, wäre eine schnelle Antwort 13,7 Mrd. Lichtjahre oder ca. 128 Trilliarden km in alle Richtungen. Das ist die Strecke, die Licht in 13,7 Mrd. Jahren - dem Alter des Universums - zurücklegen kann. Dieser Wert ist aber noch zu kurz gegriffen: In Wirklichkeit sind Objekte, deren Licht uns nach 13,7 Mrd. Jahren erreicht, durch die kosmische Expansion heute weiter von uns entfernt als zum Zeitpunkt der Lichtaussendung. Da wir mit diesen Objekten über das Licht in Verbindung stehen, ist der uns zugängliche Bereich also größer und umfasst ein Raumvolumen von deutlich mehr als  27,4 Mrd. Lichtjahre Durchmesser.


Beantwortet von Prof. Franz Kerschbaum, Institut für Astronomie an der Uni Wien.

Viele andere Fragen zum Universum beantworten Prof. Kerschbaum und Franz Simbürger auch in ihrem Buch "Sonne, Mond und Sterne...52 kosmische Antworten".
Link: http://www.seifertverlag.at/de/programme/2010_herbst/detail_sonne-mond-und-sterne.php

Dienstag, 14. Februar 2012

Was ist Entropie?

Frage: Was ist Entropie? Bitte einfach erklärt! Von: E.

Die Antwort von Prof. Wolfgang Woess nimmt auf die Entropie im Sinne der Informationstheorie Bezug.

Antwort: Entropie ist ein Mass für Infomationsgehalt, oder gleichwertig dazu, für Unsicherheit (wenn ich bei bekannt hoher Unsicherheit die richtige Antwort kenne/errate/bekanntgebe, so hat dies einen hohen Informationsgehalt; wenn die Unsicherheit gering ist, ist auch der Informationsgehalt der richtigen Antwort gering). Im Folgenden ist log stets der Logarithmus zur Basis 2 (also log_2 oder ld).
 Entropieformel von Shannon:
Ist p = (p_1, p_2, ..., p_m) eine Wahrscheinlichkeistverteilung, (also nichtnegative Zahlen mit Summe 1) so ist deren Entropie H(p) = - p_1 log(p_1) - p_2 log(p_2) - ... - p_m log (p_m)
Dabei ist die Definition 0 log(0) = 0 sinnvoll. Masseinheit ist "bit".
Wenn wir bei festem m die Verteilung p variieren, wird H(p) für die Gleichverteilung am größten, also wenn p_i = 1/m für jedes i. Am kleinsten wird H(p) wenn p = (1,0,0,...0) oder eine andere Anordnung dieser Zahlen.
Interpertation: unter gleichwahrscheinlichen Ergebnissen ist eine Vorhersage (Erraten) am unsichersten. Im Fall p=(1,0,...0) gibt es überhaupt keine Unsicherheit, ich rate i=1, und das ist richtig.
Motivation für die Formel für H(p): Zuerst für Gleichverteilung mit m=2^r, 2er-Potenz. zB: m=32 (r=5)
Mein Gegenüber denkt sich eine Zahl zwischen 1 und 32. Alle Zahlen sind gleichwahrscheinlich. Ich darf ihm Fragen nach der Zahl stellen, die er nur mit "ja" oder "nein" beantworten kann. Wieviele Fragen muss ich stellen ? Lösung: r Fragen.
In unserem Fall: 1. Frage "Liegt die Zahl zwischen 1 und 16 ?"
Durch die Antwort wird der mögliche Fragenbereich halbiert.
Die jeweils nachste Frage ist: "Liegt die Zahl in der unteren Hälfte des bereits bekannten Bereichs ?" Nach 5 Fragen (allgemein r) bin ich am Ziel.
Besser geht es nicht. Daher: Informations- (Unsicherheits-)gehalt der Gleichverteilung ist r = log_2 m
Die gleiche Formel stellt sich bei vernünftigen Axiomen auch als sinnvoll heraus, wenn wir es mit der Gleichverteilung zu tun haben, aber m nicht eine 2er-Potenz ist (die Interpretation "Anzahl der Fragen" ist dann aber nicht mehr sinnvoll).
Allgemeine Formel fuer H(p):
Wir können uns n (statt m) gleischwahrscheinliche Objekte (zB Zahlen) vorstellen, und diese in m Gruppen einteilen, wobei die i-te Gruppe n_i Elemente hat. Mein Gegenüber denkt sich eines der n Objekte, ich soll durch ja/nein-Fragen draufkommen, in welcher der Gruppen es sich befindet. Hier haben wir p_i= n_i/n (relative Gruppengröße) und sollten uns als Motivation zunächst die mittlere Anzahl der nötigen Fragen vorstellen. "Mittlere" bezieht sich auf Gewichtung je nach Gruppengröße, also Gewichtung mit p_i
Dann kommt man (mit noch etwas weiterer Mathematik) zur Formel von Shannon für die Entropie.

Für interessierte Leser kann ich ein altes Büchlein empfehlen:
Alfred Renyi, "Tagebuch über die Informationstheorie", Deutscher Verlag der Wissenschaften 1982.
(Es hat die Form eines Tagebuchs eines interessierten Studenten, also relativ informeller Stil)
Gut finde ich auch das Kapitel zum Thema im (alten) Buch von Renyi "Wahrscheinlichkeitstheorie", gleicher Verlag, 1962.
Das heutige Standardwerk für den Universitaetsbetrieb ist T.M. Cover - J. A. Thomas: "Elements of Information Theory", 2nd edition, Wiley, 2006.

Beantwortet von Prof. Wolgang Woess, Professor am Institut für Mathematische Strukturtheorie an der TU Graz.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Wie funktioniert Beamen?

Frage: Ich möchte gerne wissen wie Beamen, also übermitteln eines Zustandes von einem Teilchen auf ein anderes, funktioniert. Von: Katharina 

Antwort: Verstößt das Beamen gegen unsere bisher bekannten Naturgesetze? Bis zum Jahre 1905 wäre die Antwort ein klares „Ja“ gewesen, denn bis dahin war die berühmte Einsteinsche Formel E=m×c2 unbekannt. Sie sagt aus, dass eine Masse m äquivalent zu einer Energiemenge E ist, und sich folglich Masse und Energie ineinander umwandeln lassen. Da ein elektromagnetisches Wellenfeld Energie enthält, wäre es prinzipiell möglich, einen Menschen in reine Strahlungsenergie zu verwandeln. Der Vorgang der Dematerialisierung ist damit physikalisch „erlaubt“ und verstößt nicht gegen unser Weltbild.
Trotzdem gibt es im Bereich der Atomphysik eine schier unüberwindbare, prinzipielle Hürde für das Beamen: Die sogenannte „Heisenbergsche Unschärferelation“, eine der vielen abstrakten Konsequenzen der Quantentheorie, die im Bereich der Mikrowelt gültig ist. Diese Theorie widerspricht in ihren Hypothesen der Welt, wie wir sie wahrnehmen, fast vollständig. Die Annahme der Quantentheorie ist, dass es einen sogenannten „Welle-Teilchen-Dualismus“ gibt, d.h. dass jedes Teilchen, wie bspw. ein Elektron, sich unter Umständen auch wie eine Welle verhalten kann und umgekehrt: Licht kann auch in Form von Teilchen, als sogenannte „Photonen“, in Erscheinung treten. Man kann also niemals den Ort und den Impuls eines Teilchens – und damit seine Geschwindigkeit – gleichzeitig beliebig genau bestimmen. Dieser Sachverhalt ist seitdem als „Heisenbergsche Unschärferelation“ bekannt und vielfach in der Physik bestätigt worden
In Jahr 1993 fand ein Forscherteam im Rahmen einer theoretischen Arbeit bei IBM in Yorktown Heights (USA) heraus, dass die Unschärferelation zwar nicht kompensiert, aber dennoch äußerst einfach und vollständig im Rahmen der Quantentheorie umgangen werden kann.  Das Prinzip dieser „Quanten-Teleportation“ basiert auf „Quanten-Korrelationen“. Es zeigt sich, dass in der Quantentheorie unter besonderen Umständen zwei Teilchen so miteinander über beliebige räumliche Distanzen verschränkt sein können, dass eine Veränderung des einen Teilchens unweigerlich zu einer instantanen gegensätzlichen Veränderung des anderen Teilchens führt.
Im Dezember des Jahres 1997 berichteten alle großen Nachrichtenagenturen, dass ein Forscherteam um Prof. Anton Zeilinger von der Universität Innsbruck dieses Verfahren genutzt hat, um ein Lichtteilchen zu teleportieren. Diese Experimente wurden ein Jahr später von Michael A. Nielsen, Emanuel Knill und Raymond Laflamme verbessert und zeigten, dass Teleportation prinzipiell möglich ist – zumindest
die Teleportation von Photonen. 
Der nächste Schritt, die Teleportation von Elementarteilchen wie etwa Elektronen, dürfte ungleich schwieriger sein, weil dann noch das Problem der gezielten De- und Rematerialisierung hinzukommt. Trotzdem wäre die Teleportation von Elektronen durchaus noch denkbar. Die Teleportation von ganzen Atomen oder gar Molekülen bis hin zu Organismen ist aber aufgrund der technischen Schwierigkeiten kaum vorstellbar.


Beantwortet von Prof. Metin Tolan, Professor für Experimentelle Physik, TU Dortmund.

Was, wenn die Sonne erlischt?

Frage: Was passiert, wenn die Sonne erlischt? Von: Lukas

Antwort: Wenn die Sonne erlischt, kann es kein Leben mehr auf der Erde geben. Denn die Sonne liefert die notwendige Wärmestrahlung und das notwendige Licht für das Leben auf unserem Planeten Erde. Für eine kurze Zeit können wir zwar Licht und Wärme künstlich erzeugen (zum Beispiel durch Wärmekraftwerke), aber das reicht auf die Dauer nicht aus, um das Leben auf der Erde wirklich aufrecht zu erhalten.
Zum Glück wird es noch mehrere Milliarden Jahre dauern, bis die Sonne erlischt. Und eine Milliarde Jahre sind 1.000.000.000 Jahre! Wir und unsere Kinder und die Kinder unserer Kinder werden also nicht miterleben, dass die Sonne erlischt. Dies wird erst in sehr ferner Zukunft geschehen. Wir müssen aufpassen, dass wir das Leben auf dem Planeten Erde nicht auf andere Art kaputt machen, zum Beispiel durch den Klimawandel.

Beantwortet von PD DDr. Thomas Posch, Institut für Astronomie an der Uni Wien.

Unbemannte Raumfahrt zum Mars?

Frage: Wann wird man eine unbemannte Raumfahrt zum Mars machen? Von: Lukas

Antwort: Zum Mars sind eigentlich schon oft unbemannte Raumsonden geflogen. Mehrere unbemannte Mars-Sonden haben auch ganz tolle Bilder zur Erde geschickt.
Andere Mars-Sonden untersuchen derzeit die Oberfläche des Mars. Allerdings ist noch keine bemannte Raumsonde zum Mars geflogen. Eine solche Reise von Menschen zum Mars und wieder zurück würde auch mehrere Jahre dauern. Das ist also nicht so einfach. Darum kann es sein, dass erst um 2050 Menschen zum Mars fliegen werden. Es kann aber auch sein, dass nie ein Mensch zum Mars fliegen wird. Eine Reise zum Mars ist schließlich auch sehr teuer, und der Nutzen für die Wissenschaft ist sehr gering. Besser sind also tatsächlich unbemannte Sonden für die Reise zum Mars.

Beantwortet von PD DDr. Thomas Posch, Institut für Astronomie, Uni Wien.

Montag, 30. Januar 2012

Können in einer Stadt mehrere Tornados wüten?

Frage: Stimmt es das in einer Stadt gleichzeitig mehrere Tornados wüten können wie in "The day after tomorrow"? Von: Martin

Antwort: Obwohl etliche Szenen im Film "The Day after Tormorrow" wissenschaftlich nicht belastbar sind, können mehrere Tornados in einer Serie (z. B. längs einer Front) auftreten. Falls es sich um eine Großstadt handelt, ist das gleichzeitige - eher wahrscheinlich ist ein unmittelbar aufeinanderfolgendes sukzessives - Auftreten durchaus möglich.

Beantwortet von Univ.-Prof. Dr. Reinhold Steinacker, Institut für Meteorologie und Geophysik, Uni Wien.

Montag, 23. Januar 2012

Gibt es die Spiegelwelt wirklich?

Frage: Gibt es die "Spiegelwelt" wirklich? Wenn ja sind wir einmal auf unserer Welt und einmal in einer anderen Welt? Von: Laura

Antwort: Ob es neben unserem Universum noch andere gibt, wissen wir noch nicht. Viele der modernen physikalischen Theorien deuten aber darauf hin und manchen Hypothesen wie z.B. der Stringtheorie zu Folge ist unser Universum tatsächlich nur Teil eines viel größeren Multiversums. Es wird vermutlich noch einige Jahrzehnte dauern, bis wir tatsächlich wissen, ob unser Universum allein ist oder nicht. Wir werden aber mit ziemlicher Sicherheit nie in der Lage sein, von einem Universum in ein anderes zu reisen. Die verschiedenen Bereiche des Multiversums sind für immer voneinander getrennt.

Beantwortet von Dr. Florian Freistetter, promovierte am Institut für Astronomie an der Uni Wien.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Kraftübertragung bei einem Pendel?

Frage: Warum überträgt bei einem Pendel mit mehreren Kugeln immer eine ihre Kraft auf die nächste? Von: David


Antwort: Die Kugeln eines Kugelstoßpendel sind meist identisch, die Fäden gleich lang und in gleicher Höhe aufgehängt. Das bedeutet, die einzelnen Kugeln bilden einzelne Pendel mit gleicher Masse und Pendellänge.
Wird nun eine äußere Kugel gegen die anderen "gestoßen", so nimmt die nächste ruhende Kugel den Impuls der aufprallenden Kugel auf und gibt ihn an die rechts daneben liegende Kugel ab, jene dann an die rechts daneben und so weiter. Die am weitesten rechts liegende Kugel kann allerdings keinen Impuls mehr weitergeben und wird abgestoßen. Wenn die abgestoßene Kugel dann zurück pendelt und ihrerseits aufprallt, stößt sie die äußerste Kugel auf der anderen Seite wieder ab – das System „schwingt“. Dabei handelt es sich um elastische Stöße, bei denen die kinetische Energie und der Impuls erhalten bleiben.

Redaktion ScienceClip.at

Montag, 16. Januar 2012

Wie funktionieren Handwärmer?

Frage: Wie funktionieren Handwärmer? Von: Lukas B.

Antwort: Handwärmer sind Kunststoffbeutel, die Wasser und ein hydratisiertes, d.h. wasserhaltiges Salz, enthalten. Taucht man den Beutel in heißes Wasser, erhöht sich die Temperatur und das Salz kann sich auflösen. Wenn sich der Beutel dann wieder abkühlt, bleibt das nach Essig riechende Salz (Natriumacetat) zunächst gelöst und kristallisiert erst blitzschnell, wenn man das in dem Beutel vorhandene Metallplättchen knickt.  Durch das Knicken werden Kristallisationskeime erzeugt.
Bei der Kristallisation wird die "Kristallisationswärme" frei, die zu einem raschen Temperaturanstieg führt. Das Kissen bleibt so lange warm, weil die Wassermoleküle im Salz sich erst danach in einem langsameren Prozess wieder richtig anordnen, ein Prozess, bei dem wieder Wärme frei wird.

Redaktion ScienceClip.at

Montag, 9. Januar 2012

Menschen einfrieren und auftauen?

Frage: Wann wird es passieren, dass man einen Menschen einfrieren und wieder auftauen kann? Von: Lukas

Antwort: Deine Frage nach einem Zeitpunkt zu beantworten ist sehr schwierig. Beim Einfrieren von Gewebe werden die Zellen, die das Gewebe aufbauen durch das Eis geschädigt. Einige Tiere wie z.B. manche Frösche sind in der Lage im Körper Stoffe zu bilden, die als „Frostschutz“ diesen Effekt verhindern. Um nun bei Menschen Ähnliches zu erreichen, müsste man nicht nur das Blut austauschen sondern auch in die Zellen des Gewebes einen „Frostschutz“ einbringen. Außerdem müsste der Übergang von "lebend und vital" zu "eingefroren" extrem rasch vonstatten gehen um nicht durch den Sauerstoffmangel nach Erliegen des Kreislaufs (Herzstillstand) eine unumkehrbare Schädigung zu verhindern. Daher glaube ich, dass noch eine sehr lange Zeit vergehen wird, bis das Einfrieren, Auftauen und Wiederbeleben eines Menschen gelingt.

Beantwortet von Univ.-Prof. Rudolf Stollberger, Professor für Medizintechnik an der TU Graz.

Weltuntergang 2012?

Frage: Stimmt es, dass 2012 die Welt untergeht? Von: Verena

Antwort: Nein, die Welt wird 2012 nicht untergehen. Man hört im Fernsehen und im Internet zwar oft von verschiedenen Katastrophen, die uns im Jahr 2012 treffen sollen. Diese Aussagen stammen aber von Leuten, die keine Wissenschaftler sind. In Wahrheit gibt es keine Anzeichen für irgendwelche Katastrophen und auch keinen Grund, vor einem Weltuntergang Angst zu haben. Die diversen Behauptungen über den Weltuntergang stammen aus der Werbung für Kinofilme oder von Leuten, die Bücher über die - nicht stattfindenden - Katastrophen geschrieben haben und diese verkaufen möchten. Das geht natürlich einfacher, wenn die Leute Angst haben und darum wird überall davon geredet. Ich kann dir aber versichern: Keine der Behauptungen die über den Weltuntergang im Jahr 2012 zu hören sind, ist wahr. Die Welt wird 2012 nicht untergehen.

Beantwortet von Dr. Florian Freistetter, promovierte am Institut für Astronomie an der Uni Wien.

Kornkreise und Aliens?

Frage: Was hat es mit den Kornkreisen auf sich? Jeder sagt es seien Aliens gewesen. Von: Laura B.

Antwort: Die Kornkreise (kreisförmig flach lagernde Getreidebestände) vor der Ernte stammen in aller Regel von der Landjugend, die sich einen Spaß daraus macht, das Getreide kreisförmig platt zu walzen oder zu treten. Auch Künstler sollen schon Kombinationen mehrerer Kreise als Kunstwerk in Feldern installiert haben. Die Landung von Aliens wurde bisher noch nie nachgewiesen, wenn auch manche Menschen daran glauben.

Beantwortet von Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Hans Peter Kaul, Leiter der Abteilung Pflanzenbau an der BOKU Wien.

Sonntag, 8. Januar 2012

Was ist die größte Sonne und der größter Planet?

Frage: Was ist die größte bisher bekannte Sonne und der bisher größte Planet der entdeckt wurde? Von: Eva K.

Antwort: 1. Wegen der großen Entfernung eines Fixsternes (Stern = Sonne) ist der Durchmesser nur sehr schwer zu messen und daher oft unsicher.
Ziemlich sicher ist der größte bisher bekannte Stern ein (der Größe, Temperatur und Helligkeit nach) Veränderlicher, nämlich
VV Cephei , mindestens 1600 mal größer als die Sonne
das heißt: Durchmesser Sonne    =  1,400.000 km
                Durchmesser VV Cep = 2.240,000.000 km

2.  Von den Planeten ist in unserem Sonnensystem Jupiter der größte (sein Durchmesser 142.900 km)..
Wenn auch in anderen Systemen in der Milchstraße bisher sogenannte "Planeten" gefunden wurden, so sind doch höchstens nur wenige etwas größer als Jupiter. - Jupiter und die anderen Planeten werden angestrahlt von der Sonne, sie leuchten also nicht selbst. Größere Körper erzeugen in ihrem Innern Energie und leuchten selbst, sie müssen also als Doppelsterne (besser Doppelsternkomponenten) bezeichnnet werden Wegen der Nähe dieser "extraterrestrischen Planeten" zu ihren Hauptkörpern, sind sie unmittelbar nicht sichtbar und können nur durch indirekte Methoden festgestellt werden (3. Keplergesetz). 



Beantwortet von Univ. Prof. Dr. Hermann Haupt, Professor am Institutsbereich Geophysik, Astrophysik und Meteorologie an der Uni Graz.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Aufzug zum Mond?


Frage: Stimmt es, dass man versucht einen Aufzug zum Mond zu bauen? Ich hab bei Galileo gesehen, dass man das versuchen möchte! Von: Martin

Antwort: Lieber Martin, einen Aufzug direkt von einem Punkt auf der Erde zu einem Punkt auf dem Mond zu bauen, ist nicht möglich, da sich diese beiden Punkte relativ zueinander bewegen (der Mond steht ja am Himmel nicht still). Was man hingegen vielleicht machen kann (und worüber man nachdenkt), ist einen Aufzug zu einem sogenannten geostationären Satelliten zu bauen. Das wäre eine Plattform über dem Äquator in ca. 36000 km Höhe, d.h. in genau der Höhe, wo die Umlaufgeschwindigkeit entsprechend dem Keplerschen Gesetz genauso groß ist, dass sie genau die Drehgeschwindigkeit der Erde an der Erdoberfläche "ausbalanciert" (gleiche Winkelgeschwindigkeit). Schon heute gibt es in diesem geostationären Orbit viele Fernseh- und andere Kommunikationssatelliten und deswegen muss man seine Satellitenschüssel nicht permanent nachdrehen.

Das Problem bei der Sache ist "nur noch", ein geeignetes Tragseil zu finden, dass bei dieser Länge nicht unter seinem eigenen Gewicht reißt. Aber es gibt Hoffnung, denn die Materialwissenschaften machen enorme Fortschritte und Seile aus Kohlenstoffnanoröhrchen könnten in einigen Jahrzehnten so einen Aufzug möglich machen. Dann wäre man zwar immer noch nicht auf dem Mond, aber man könnte von dort aus, viel weiter draußen und nicht mehr so tief drinnen im Erdschwerefeld, mit viel weniger Treibstoffeinsatz zum Mond, zu Asteroiden und zum Mars fliegen.

Beantwortet von Prof. Dr. Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Massensterben in der Geschichte der Erde?

Frage: Wie viele Massenaussterben gab es in der Geschichte der Erde? Von: Martin K.

Antwort: Das Entstehen aber auch das Verschwinden (Aussterben) von Arten sind normale Prozesse, die grundlegend für die Entstehung und Erhaltung der artlichen Vielfalt sind. Dem Aussterben von Organismen kommt dabei eine besondere Rolle zu, denn erst das Verschwinden von Arten ermöglicht es anderen, die freigewordenen Ressourcen (Lebensräume, Nahrung, etc.) für sich zu erschließen. Dies stellt einen wichtigen Prozess bei der Artentstehung dar.
Generell werden zwei Arten des Aussterbens unterschieden: Hintergrund- und Massenaussterben. Hintergrundaussterben ist ein „normaler“ Vorgang – einzelne Arten verschwinden. Dagegen stellt Massenaussterben einen bedeutenden Einschnitt in der Biodiversität dar – zahlreiche Arten verschwinden geologisch betrachtet innerhalb  kurzer Zeit.

In der Erdgeschichte kam es zu 5 großen Massenaussterbeereignissen:

1. am Ende des Ordoviz: endete vor ca. 443 Millionen Jahren und dauerte 3,3 bis 1,9 Millionen Jahre. Etwa 86% aller Arten starben aus. Die Ursache für diesen Verlust wird in einem kurzfristigen Wechsel von Eis- und Warmzeiten und damit zusammenhängenden transgressiven und regressiven Ereignissen (Meeresvorstöße, die zu großflächigen Überschwemmungen führten; Meeresrückzüge, die große Areale frei legten) vermutet.

2. im späten Devon: endetet vor ca. 359 Millionen Jahren und umfasst mehrere kleinere Massenaussterbeereignisse. In einem Zeitraum von 29 bis 2 Millionen Jahre verschwanden 75% aller Arten. Die Ursachen liegen vermutlich in globalen Abkühlungen, die möglicherweise mit der Entwicklung der Landpflanzen, die in sehr kurzer Zeit sehr viel CO2 aus der Atmosphäre aufnahmen zusammenhängen. In dieser Zeit kam es auch zu mehreren Impaktereignissen (Asteroideneinschlägen), deren Auswirkungen aber noch diskutiert werden.

3. am Ende des Perms: endete vor ca. 251 Millionen Jahre. Innerhalb von 2,8 Millionen bis 160000 Jahren starben etwa 96% aller Arten aus. Dies war das bisher größte Massenaussterbeereignis in der Erdgeschichte. Die Ursachen hierfür waren vermutlich vielfältig und umfassen starken Vulkanismus in Sibirien, erhöhte Schwefelwasserstoff- und CO2-Gehalte in der Atmosphäre und den Ozeanen, die zu einer Versauerung der Ozeane führten. Inwieweit Asteroideneinschläge mit zu diesem Aussterbeereignis beitrugen ist unklar.

4. am Ende der Trias: endete vor ca. 200 Millionen Jahre. Innerhalb von etwa 8,3 Millionen Jahren starben etwa 80% aller Arten aus. Ursachen hierfür waren vermutlich globale Erwärmungen und eine Versauerung der Ozeane.

5. am Ende der Kreide: endete vor ca. 65 Millionen Jahre. Innerhalb von 2,5 Millionen Jahren (oder weniger) starben ca. 76% aller Arten aus. Hierfür wird ein Impaktereignis auf der Yucatán-Halbinsel (Mexiko) verantwortlich gemacht, das eine rasche Abkühlung des Weltklimas verursachte. Aber auch andere Ursachen (z.B. Vulkanausbrüche) werden diskutiert.
Ebenfalls wird diskutiert, ob bereits das sechste, diesmal vom Menschen verursachte Massenaussterbeereignis stattfindet.

Beantwortet von Univ.-Prof. Dr. Juergen Kriwet, Professor am Institut für Paläontologie an der Uni Wien.

Elektrisches Rauschen?

Frage: Wodurch entsteht elektrisches Rauschen bei elektronischen Bauteilen? Von: Peter T.

Antwort: In elektronischen Bauteilen findet man viele verschiedene Ursachen für Rauschen, aber natürlich sind nicht alle gleich stark. Meistens genügt es folgende zwei Rauschquellen zu betrachten: "Schrotrauschen" und "thermisches Rauschen".

Beim Schrotrauschen sieht man, dass der elektrische Strom aus einzelnen Elektronen besteht, die unabhängig voneinander fließen. Die kleinstmögliche Ladungsmenge (die des Elektrons) beträgt 1.61E−19 A sec. Die Elektronen kommen nicht als gleichmäßiger Fluss daher, sonder zufällig mit einer statistischen Verteilung (z.B. wie fallende Regentropfen). Dadurch entsteht ein zeitlich schwankender Strom.

Beim thermischen Rauschen sieht man, dass mit steigender Temperatur die Elektronen immer häufiger mit den Gitteratomen des elektronischen Bauteils zusammenstoßen. Die Elektronen bewegen sich zwar mit einer mittleren Geschwindigkeit in Richtung des elektrischen Feldes, durch die häufigen Stöße ändern sie aber ständig ihre Flugbahn und es ergibt sich ein zusätzlicher Rauschstrom.

Zur Berechnung wird das elektrische Rauschen in Schaltungen übrigens als Rauschstromquelle oder Rauschspannungsquelle dargestellt. Das Qualitätsmaß für ein durch Rauschen gestörtes Signal ist das Signal-Rausch-Verhältnis.

Beantwortet von Dipl.Ing. Stefan Kalchmair, Forscher am Zentrum für Mikro- und Nanostrukturen an der TU Wien.

Montag, 12. Dezember 2011

Einfrieren der Autoscheiben?


Frage: Warum frieren nachts oft nur die vordere bzw. hintere Autoscheibe sowie die Seitenspiegel ein, aber kaum die Seitenfenster? Von: A.A.

Antwort: Eine spannende Frage, über die ich erst selber wirklich nachdenken musste und dann auch im Experiment die Bestätigung finden konnte.
Also, die Scheibe friert nicht ein, oder besser gesagt, die Eiskristalle entstehen nicht auf der Oberfläche der Scheibe. Erst bei sehr niedriger Temperatur entstehen die Kristalle auf der Scheibe. Dann ist das Auto aber von allen Seiten gleichmäßig eingefroren. Meist hat es dann einen Sprühregen gegeben.
Tatsächlich entstehen aber die meisten Eiskristalle schon in der Luft - wir können dies als Nebel wahrnehmen. Diese Eiskristalle sinken dann zu Boden. Nun hat die Windschutzscheibe und die hintere Scheibe in der Regel eine starke Neigung, im Gegensatz zu den seitlichen Scheiben.
Dadurch, dass sie schräg geneigt ist, können mehr Eiskristalle drauf fallen, während die seitlichen Scheiben praktisch keine Angriffsfläche bieten.
Man kann auch beobachten, dass Geräte, die im Freien stehen nur auf der oberen Seite Eiskristalle aufweisen bzw. vereist sind, während die Seiten frei von Frost bleiben.
Für die seitlichen Spiegeln, kann man dies nicht so einfach vereinheitlichen, denn es kommt drauf an, ob die Spiegeln von oben durch eine Abdeckung geschützt werden oder nicht.

Beantwortet von Univ. Lektor Mag. Gruber Werner, Fakultät für Physik/PPP an der Uni Wien.

Warum wird Maisstärke und Wasser bei Bewegung fest?



Frage: Warum wird Maisstärke mit Wasser vermengt zu einem Brei bei Bewegung fest? Gibt es noch andere solcher Experimente? Von: Benedict A.


Antwort: Newtonsche Fluide sind dadurch gekennzeichnet, dass die Viskosität bei Scherspannungsänderungen konstant bleibt, z.B.: Luft oder Wasser. Bei Nicht-Newtonschen Fluiden ist dies nicht der Fall, d.h. abhängig von - vereinfacht - der Geschwindigkeit der Bewegung ändert sich die Viskosität. Bei Stärke-Wasser-Mischungen führt dies dazu, dass sich das Fluid bei langsamer Bewegung (z.B.: Umrühren) "flüssig", bei schnellen Bewegungen (z.B.: Mixen, darüberlaufen) jedoch wie ein Feststoff verhält.

Beantwortet von Dipl.-Ing. Benedikt Nowak, Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften an der TU Wien.

Welche Teile befinden sich in einem Atom?

Frage: Welche Teilchen befinden sich in einem Atom? In welchen Bereichen sind sie anzutreffen und wie sind sie geladen? Von: Johannes

Antwort: Ein Atom besteht aus einer "Hülle" von Elektronen und einem Kern, welcher aus Protonen und Neutronen aufgebaut ist. Dabei halten sich die negativen Ladungen der Elektronen und die positiven Ladungen der Protonen die Waage. Die Elektronen der Hülle sind schalenförmig angeordnet und für die (chemischen) Bindungseigenschaften des Atoms verantwortlich. Protonen und Neutronen, letztere sind ungeladen, werden durch die "starke" Kernkraft gebunden, welche die abstoßende elektrische Kraft der Protonen überwindet. Die Protonen und Neutronen, die sogenannten Nukleonen (Kernbausteine) sind aus noch kleineren Konstituenten den sogenannten "Quarks" aufgebaut (und zwar bilden jeweils drei Quarks ein Proton bzw. ein Neutron). Die Quarks Ihrerseits haben eine besondere Art von Ladung, welche drei Werte annehmen kann und mit Farbe (rot, grün, blau) bezeichnet wird. Neutronen und Protonen sind farbneutrale Kombinationen und die starke Kernkraft zwischen ihnen ist ein Überrest der Farbkraft zwischen den Quarks.

Beantwortet  von Dr. Herbert Balasin, Forscher und Dozent am Institut für Theoretische Physik an der TU Wien.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Warum rutscht man auf Eis aus?

Frage: Warum rutscht man auf Eis aus? Stimmt es, dass es mit dem Druck, den man auf das Eis ausübt, zusammenhängt? Von: Peter H.

Antwort: Gemäß dem Phasendiagramm von Wasser (eine Kurve, welche den Zustand von Wasser - fest-flüssig-gasförmig - in Abhängigkeit von Druck und Temperatur darstellt) schmilzt Eis mit zunehmendem Druck auch unter 0°C; jedoch bräuchte es schon sehr großen Druck, um Eis knapp unter 0°C zu verflüssigen; diese Erklärung könnte bestenfalls für das Eislaufen gelten, wo ein entsprechend großer Druck durch die kleine Fläche der Kufen entsteht, sodass man auf einem dünnen Flüssigkeitsfilm und nicht auf festem Eis dahingleitet. Ohne Kufen ist der Druck, den wir durch Gehen auf Eis ausüben, sicher zu gering.

Festes Wasser ist immer mit einem Flüssigkeitsfilm auf seiner Oberfläche begleitet, genauso wie flüssiges Wasser immer Wasserdampf über seiner Oberfläche bildet; mit steigender Temperatur wird der Wasserdampfdruck größer, mit fallender Temperatur kleiner, daher haben wir im Sommer auch wesentlich höhere Luftfeuchtigkeit.

Nun wird dieser Wasserfilm immer dünner, je tiefer die Temperatur ist, daher besteht auf Eisflächen bei sehr niedrigen Temperaturen (unter -20°C) kaum mehr Rutschgefahr.

Beantwortet von Ao. Univ.-Prof. Dr. phil. Norbert Klempier, Institut für Organische Chemie, TU Graz.

Montag, 5. Dezember 2011

Kartoffelstärke-Beschichtung von Zigarettenpapier?

Frage: Wird durch die Kartoffelstärke-Beschichtung von Zigarettenpapier mehr Acrylamid beim Rauchen erzeugt? Von: T.


Antwort: Aus der Literatur ist zu entnehmen, dass ca. 13.000 ng Acrylamid im Mainstream einer Zigarette zu finden sind; das ist sehr viel. Dies stammt ziemlich sicher nicht aus der Stärkebeschichtung des Papiers. Die Gründe dafür :


1) Acrylamid benötigt für die Bildung reduzierende Zucker (z.B. Glukose) und Asparagin.
2) In der Kartoffel ist insbesondere Asparagin in großen Mengen vorhanden.
3) In der Kartoffel sind bei normalen/optimalen Lagerbedingungen nur niedrige Konzentrationen an Glukose vorhanden, da das meiste als Stärke vorliegt; die Stärke trägt in dieser Reaktion kaum zur Acrylamidbildung bei.
4) Die Stärke wird gereinigt, d.h. dass niedrigmolekulare Bestandteile (Asparagin, Glukose) entfernt werden.

Ich denke, dass der Anteil der Stärke an der Acrylamidbildung vernachlässigbar gering bzw. überhaupt nicht messbar ist. Bei 13.000 ng ist die Frage sowieso von rein akademischer Natur.


Beantwortet von Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Michael Murkovic, Professor am Institut für Biochemie, TU Graz.

Mittwoch, 30. November 2011

Würden wir auf dem Mars mehr wiegen?

Frage: Wenn es auf dem Mars Luft zum Atmen gäbe, würden wir auf dem Mars mehr wiegen? Von: D. P.

Antwort: Auch wenn es am Mars eine ausgedehntere Atmosphäre mit Luft zum Atmen gäbe, würde ein Mensch am Mars nicht mehr wiegen.
Das Gewicht auf einem Planeten hängt von seiner Masse (des festen Körpers) ab, die Masse der Atmosphäre ist dagegen vernachlässigbar, wie die Haut auf einem Apfel.



Beantwortet von Em. Univ.-Prof. Dr. Siegfried Josef Bauer, Institut für Physik an der Uni Graz.

Montag, 28. November 2011

Gravitationskraft des Asteroid 2005YU55?

Frage: Bezugnehmend auf das E-Mail von Prof. Hans Sünkel, Rektor der Technischen Universität Graz: Welche Gravitationskraft würde der Asteroid 2005YU55 auf einen Menschen von 50 kg ausüben, der direkt auf der Oberfläche des Satelliten steht? Würde es diesen Menschen in den Weltraum wegtreiben? Von: Ulrike N.


Antwort: Für den Fall eines sehr unregelmäßigen Körpers (wie es der genannte Asteroid ist), ist auch die Anziehungskraft an seiner Oberfläche sehr unregelmäßig und ist stark abhängig vom jeweiligen Ort seiner Oberfläche, an welcher sich die Person (bzw. ein beliebiger Körper) befindet. Eine Antwort auf die Frage für einen solchen Fall ist nur möglich, wenn die Form der Oberfläche des Asteroiden hinreichend gut bekannt ist. Jedenfalls erfordert die Bestimmung der Anziehungskraft dann die Auswertung eines dreifachen Integrals, das sich über das gesamte Volumen des Asteroiden erstreckt, wobei der sogenannte "Integralkern" (unter anderem) aus dem reziproken Quadrat des Abstandes zwischen dem Körper (der Person an der Oberfläche des Asteroiden) und dem jeweiligen Massenelement innerhalb der Oberfläche des Asteroiden besteht. Und das ist nicht ganz einfach, wie man wohl leicht versteht.


Wäre der Asteroid kugelförmig (was er nicht ist), so würde die Anziehung an seiner Oberfläche etwa  8,34 * 10-5 m s-2 betragen. Das bedeutet, dass die Erdanziehung eines Körpers an der Erdoberfläche etwa 120.000 mal so stark ist wie jene desselben Körpers auf der Oberfläche eines solchen Asteroiden.

Beantwortet von Prof. Hans Sünkel, Rektor der TU Graz 2003 - 2011 und Forscher am Institut für Theoretische Geodäsie und Satellitengeodäsie an der TU Graz.

Temperaturabhängige Fluoreszenz?

Frage: Woraus ergibt sich der "mengenmäßige" Unterschied im emittierten Fluoreszenzlicht eines Fluorophors in Lösung in Abhängigkeit der Temperatur der Lösung? Niedrigere Temperaturen der Lösung führen zu höheren Fluoreszenzsignalen, höhere Temperaturen zu niedrigeren Signalen. Von: B. N.

Antwort: Wenn die Fluoreszenzintensität bei höherer Temperatur abnimmt, liegt dies an einem Prozess, den man Kollisionsquenching nennt. Ein Quencher ist eine Substanz, welche die Energie eines angeregten Fluorophors aufnimmt, bevor es zur eigentlichen Fluoreszenz kommt. Diese Energie gibt der Quencher nun zum Beispiel durch Wärme ab.

In deinem Beispiel könnte gelöster Sauerstoff (O2) der Quencher sein. Um die Energie des Fluorophors "abzufangen", muss es in diesem Fall aber zu einer Kollision zwischen Fluorophor und Quencher kommen. Mit erhöhter Temperatur nimmt die Eigenbewegung der Moleküle in der Lösung zu, das heißt, es kommt öfters zu Kollisionen und damit "mengenmäßig" zu einer erniedrigten Fluoreszenz.

Beantwortet von Christoph Pillip, Bakk.rer.nat., Institut für Molekulare Biowissenschaften an der Uni Graz.


Warum schäumt ein Schaumbad?

Frage: Warum schäumt ein Schaumbad? Von: Olivia/Christine L. 


Antwort: Seifenmoleküle bestehen aus einem hydrophilen (Wasser liebenden) und einem lippophilen (Fett liebenden) Teil. Das erklärt einerseits die Reinigungseigenschaften (Lösen von Fett), andererseits wird dadurch auch die Oberflächenspannung des Wassers verringert: An der Wasseroberfläche ordnen sich die Moleküle so an, dass der hydrophile Teil ins Wasser und der lippophile Teil in die Luft schaut. Bei dünnen Wasserfilmen (Seifenblase) passiert das gleiche, allerdings in zwei Richtungen – ins Seifenblaseninnere und nach außen. Die Seifenblasen selbst werden so stabilisiert.
Und Schaum ist nichts anderes als eine große Menge an Blasen.

Beantwortet von Dipl.-Ing. Benedikt Nowak, Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften an der TU Wien.


Montag, 21. November 2011

Mit einer Lehre zum Wissenschaftler?


Frage: Kann man nur mittels Studium zum Wissenschaftler werden oder gibt es da auch eine Lehre? Von: Nicky
Antwort: Die Karriere als Wissenschaftler startet typischerweise mit einem Studium, danach folgt oft ein Doktorat und weiter als Forscher an verschiedenen Universitäten in der Welt. Forscher kann aber natürlich  jeder sein der sich für die Wissenschaft interessiert. Forschung in Firmen wird oft auch von Leuten ohne Studium gemacht, die dann aufregende neue Produkte entwickeln. Diesen Weg der Forschung in der Industrie kann man natürlich auch mit einer Lehre gehen. Wenn man berühmt wird und geniale Ideen verwirklicht hat, dann bekommt man manchmal sogar einen Ehren-Doktortitel, ohne jemals ein Studium abgeschlossen zu haben (Bill Gates: Ehrendoktorwürde der Harvard-Universität 2007; Steve Jobs: Ehrendoktorwürde der Universität Stanford 2005).


Beantwortet von Dipl.Ing. Stefan Kalchmair, Forscher am Zentrum für Mikro- und Nanostrukturen an der TU Wien.